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Kita👶 2-4 Jahre📖 15 Min. Lesezeit

Kind wird in der Kita ausgeschlossen – Ursachen verstehen und helfen

Die Erzieherin erzählt dir, dass dein Kind oft allein spielt. Oder dein Kind kommt nach Hause und sagt: 'Keiner will mit mir spielen.' Das tut weh. Als Eltern wollen wir, dass unser Kind dazugehört. Die gute Nachricht: Es gibt viel, was du tun kannst um dein Kind zu unterstützen.

In diesem Artikel erfährst du:

  • 1Warum Ausgrenzung in der Kita vorkommt
  • 2Was normale Entwicklung und was Warnsignal ist
  • 3Wie du mit deinem Kind darüber sprichst
  • 4Wie die 4 Erziehungsstile die Situation beeinflussen
  • 5Konkrete Strategien zur Stärkung sozialer Kompetenz
  • 6Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Warum werden manche Kinder ausgeschlossen?

Ausgrenzung hat verschiedene Ursachen – und selten liegt die 'Schuld' beim ausgeschlossenen Kind.

Entwicklungsbedingte Faktoren:
Kleinkinder sind von Natur aus egozentrisch. Sie denken noch nicht: 'Das Kind fühlt sich traurig wenn ich es ausschließe.' Echte Empathie entwickelt sich erst ab etwa 4 Jahren.

Gruppendynamik:
In jeder Gruppe gibt es Hierarchien. Manche Kinder sind natürliche 'Anführer', andere folgen. Neue Kinder, ruhige Kinder oder Kinder die 'anders' sind, haben es manchmal schwerer.

Temperament:
Sensible, zurückhaltende oder introvertierte Kinder brauchen oft mehr Zeit, um Kontakte zu knüpfen. Das ist keine Schwäche – es ist ein Persönlichkeitsmerkmal.

Soziale Fertigkeiten:
Manche Kinder haben noch nicht gelernt, wie man in eine Spielgruppe kommt, wie man teilt oder Kompromisse macht. Diese Fertigkeiten entwickeln sich mit der Zeit.

Äußere Faktoren:
Neuer in der Gruppe sein, anders aussehen, anders sprechen – all das kann anfangs zu Ausgrenzung führen.

Wichtig:
Ausgrenzung bei Kleinkindern ist in der Regel kein 'Mobbing' im eigentlichen Sinne. Sie geschieht meist nicht aus Bösartigkeit, sondern aus Unreife und fehlenden sozialen Fertigkeiten.

Zwei Perspektiven auf die Situation

Um zu verstehen was passiert:

Dein Kind erlebt möglicherweise:

  • Keiner will mit mir spielen – was ist falsch an mir?
  • Ich weiß nicht wie ich mitspielen kann
  • Die anderen spielen Sachen die ich nicht kenne
  • Es ist laut und überwältigend in der Gruppe
  • Ich spiele eigentlich ganz gern allein
  • Ich vermisse meine Freunde von früher

Du als Elternteil erlebst:

  • Sorge: Ist mein Kind unbeliebt?
  • Traurigkeit: Mein Kind ist einsam
  • Hilflosigkeit: Ich kann nicht für mein Kind Freunde machen
  • Fragen: Stimmt etwas nicht mit meinem Kind?
  • Erinnerungen: Eigene schmerzhafte Erfahrungen
  • Ungeduld: Warum schließt mein Kind nicht einfach Freundschaften?

💡Allein spielen ist nicht automatisch ein Problem. Manche Kinder sind introvertiert und brauchen Ruhe. Entscheidend ist: Leidet dein Kind darunter? Oder ist es zufrieden mit seinem Spielverhalten?

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Allein spielen vs. ausgeschlossen werden

Es gibt einen wichtigen Unterschied: Manche Kinder spielen gern allein – sie sind zufrieden, vertiefen sich in ihr Spiel, und suchen gelegentlich Kontakt. Das ist gesund! Problematisch wird es wenn: Das Kind versucht mitzuspielen aber abgewiesen wird, das Kind traurig ist und leidet, das Kind dauerhaft keinen einzigen Spielkontakt hat, andere Kinder es aktiv ausgrenzen.

Mögliche Gründe warum dein Kind ausgeschlossen wird

Diese Faktoren können eine Rolle spielen:

  • Neu in der Gruppe: Bestehende Freundschaften sind schon geknüpft
  • Schüchternheit: Kind traut sich nicht, andere anzusprechen
  • Andere Interessen: Kind spielt anders als die anderen
  • Kommunikationsprobleme: Kind kann sich nicht gut ausdrücken
  • Intensives Spielverhalten: Kind wird anderen zu viel/zu wenig
  • Fehlende soziale Fertigkeiten: Teilen, abwechseln, Kompromisse
  • Sensorische Überforderung: Laute Gruppenspiele sind zu viel
  • Ein 'Anführer-Kind' grenzt aus: Gruppendynamik

Typische Fehler bei Ausgrenzung

Diese gut gemeinten Reaktionen können das Problem verschärfen:

  • Das Kind drängen: 'Geh doch einfach hin und spiel mit!' verstärkt den Druck
  • Überdramatisieren: Deine Panik überträgt sich aufs Kind
  • Schuld beim Kind suchen: 'Wenn du netter wärst...' beschämt
  • Freundschaften 'organisieren': Erzwungene Playdates sind selten erfolgreich
  • Die anderen Kinder verurteilen: 'Die sind alle doof' hilft nicht
  • Ignorieren: Das Kind braucht Unterstützung
  • Vergleichen: 'Deine Schwester hatte sofort Freunde'

Wie die 4 Erziehungsstile mit Ausgrenzung umgehen

Dein Erziehungsstil prägt deine Reaktion:

Empfohlen
🌿

Autoritativ

Wärme + klare Grenzen

  • Hört zu und nimmt die Gefühle ernst
  • Fragt nach: Was genau passiert? Leidest du darunter?
  • Beobachtet: Wann gelingt Kontakt? Wann nicht?
  • Übt soziale Fertigkeiten zu Hause spielerisch
  • Schafft Gelegenheiten für Kontakte (kleine Gruppen, Playdates)
  • Arbeitet mit der Kita zusammen
  • Stärkt das Selbstwertgefühl unabhängig von Beliebtheit

→ Kind fühlt sich verstanden und bekommt konkrete Unterstützung ohne Druck.

🏛️

Autoritär

Strenge + wenig Emotionen

  • Wenig Geduld: 'Jetzt mach halt mal mit!'
  • Sucht Schuld beim Kind: 'Du musst netter sein'
  • Vergleicht mit anderen, erfolgreicheren Kindern
  • Wenig Verständnis für Schüchternheit
  • Drängt auf Ergebnisse

→ Kind fühlt sich beschämt und noch unsicherer. Selbstwert leidet.

☀️

Permissiv

Viel Wärme, wenige Grenzen

  • Übermäßig besorgt und dramatisiert
  • Nimmt dem Kind alles ab statt zu stärken
  • Redet schlecht über die anderen Kinder
  • Erwägt die Kita zu wechseln ohne das Problem zu lösen
  • Projiziert eigene Ängste auf das Kind

→ Kind wird nicht gestärkt sondern in der Opferrolle bestätigt.

🍃

Laissez-faire

Wenig Struktur, wenig Führung

  • Nimmt das Problem nicht wirklich ernst
  • Keine aktive Unterstützung
  • Hofft dass es sich von selbst löst
  • Spricht nicht mit der Kita
  • Kind muss selbst klarkommen

→ Kind fühlt sich allein gelassen ohne die Unterstützung die es braucht.

So unterstützt du dein Kind – Schritt für Schritt

Diese Strategien helfen deinem Kind, soziale Kontakte zu knüpfen:

1

Beobachte genau was passiert

Spielt dein Kind wirklich immer allein? Oder nur manchmal? Leidet es darunter? Manchmal ist das Bild nicht so schlimm wie befürchtet. Frag auch die Erzieher nach ihrer Einschätzung.

💡 Bitte die Erzieher, dein Kind eine Weile besonders zu beobachten.

2

Höre deinem Kind zu

Was erzählt dein Kind? 'Keiner spielt mit mir' kann vieles bedeuten: Heute nicht, manchmal nicht, oder wirklich nie? Frag nach ohne zu dramatisieren.

💡 Offene Fragen: 'Erzähl mir von deinem Tag' statt 'Wer hat heute mit dir gespielt?'

3

Stärke das Selbstwertgefühl

Der Wert deines Kindes hängt nicht davon ab, wie viele Freunde es hat. Sage ihm was du an ihm liebst, was es gut kann, wie besonders es ist. Das gibt innere Stärke.

💡 Lob konkretes Verhalten: 'Du hast toll geholfen' statt 'Du bist so lieb'.

4

Übe soziale Fertigkeiten zu Hause

Wie man in eine Gruppe kommt, wie man teilt, wie man fragt ob man mitspielen darf – das kann man üben! Rollenspiele, Bücher, Puppentheater.

💡 Beispiel-Satz zum Üben: 'Kann ich mitspielen?' 'Was spielt ihr?'

5

Schaffe Gelegenheiten für Kontakte

Einzel-Playdates sind oft leichter als die große Gruppe. Lade ein Kind aus der Kita zu euch ein. Bei dir zu Hause ist dein Kind sicherer.

💡 Anfangs kurz halten (1-2 Stunden), mit einer Aktivität die dein Kind mag.

6

Finde gemeinsame Interessen

Wofür interessiert sich dein Kind? Gibt es ein Kind in der Kita mit ähnlichen Interessen? Gemeinsame Aktivitäten verbinden.

💡 Frag die Erzieher: 'Wer spielt auch gern mit Bauklötzen?'

7

Arbeite mit der Kita zusammen

Die Erzieher können helfen: Dein Kind mit anderen zusammenbringen, Gruppenaktivitäten fördern, bei Ausgrenzung eingreifen. Teile deine Beobachtungen.

💡 Bitte um ein Gespräch statt zwischen Tür und Angel.

8

Unterstütze ohne zu übernehmen

Du kannst deinem Kind keine Freunde machen. Aber du kannst den Boden bereiten: Fertigkeiten üben, Gelegenheiten schaffen, da sein wenn es schwer wird.

💡 Dein Kind braucht dein Vertrauen: 'Du schaffst das, Freunde zu finden.'

Was du deinem Kind beibringen kannst

Konkrete soziale Fertigkeiten die helfen:

In eine Gruppe kommen:
Nicht direkt fragen 'Kann ich mitspielen?' Das wird oft abgelehnt. Besser: Erst zuschauen, dann ähnliches spielen, dann Kontakt aufnehmen.

Teilen und abwechseln:
Kleinkinder können das noch nicht automatisch. Übe zu Hause: Wir wechseln uns ab, du 3 Minuten, dann ich.

Kompromisse machen:
'Du willst das, ich will das – was können wir zusammen machen?' Auch das kann man üben.

Hilfe anbieten:
Kindern helfen die etwas brauchen ('Brauchst du den blauen Stift?') ist ein guter Kontakt-Opener.

'Nein' akzeptieren:
Manchmal sagt das andere Kind nein. Das ist okay und kein Weltuntergang. Es gibt noch andere Kinder.

Wann ist allein spielen noch normal?

🟢

Normale Entwicklung

Kind spielt gelegentlich allein, hat aber auch Kontakte. Es ist zufrieden und leidet nicht. Es kann mit anderen spielen wenn es will. Das Spielverhalten entspricht dem Alter.

🟡

Erhöhte Aufmerksamkeit

Kind versucht regelmäßig Kontakt und wird abgewiesen. Es leidet darunter und erzählt davon. Es hat nach Monaten in der Kita keinen einzigen Spielkontakt. Andere Kinder schließen es aktiv aus.

🔴

Professionelle Beratung empfohlen

Systematische Ausgrenzung über lange Zeit. Kind zeigt Verhaltensänderungen (Rückzug, Aggression). Es gibt deutliche Entwicklungsverzögerungen. Kind verweigert die Kita wegen der Situation.

🩺Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Manchmal braucht es Unterstützung von außen:

  • !Die Ausgrenzung ist systematisch und anhaltend
  • !Dein Kind leidet deutlich und zeigt Verhaltensänderungen
  • !Es gibt Hinweise auf Entwicklungsverzögerungen
  • !Du hast das Gefühl dass mehr dahinter steckt
  • !Die Kita-Situation bessert sich trotz Intervention nicht
  • !Dein Kind zeigt soziale Schwierigkeiten in mehreren Kontexten

Häufig gestellte Fragen

Die Fähigkeit Freundschaften zu schließen ist wie eine Pflanze: Sie braucht Zeit, gute Bedingungen und manchmal etwas Hilfe beim Wachsen. Aber die Pflanze selbst muss wachsen – wir können das nicht für sie tun.

Fred Rogers

Wie begleitest du soziale Herausforderungen?

Dein Erziehungsstil prägt wie du dein Kind bei sozialen Schwierigkeiten unterstützt. Drängst du oder gibst du Zeit? Übernimmst du oder stärkst du?

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