Kind wird in der Kita gehauen – So schützt und stärkst du dein Kind
Dein Kind kommt aus der Kita und erzählt, dass es wieder gehauen wurde. Oder du siehst die blauen Flecken. Als Eltern macht uns das wütend, hilflos und besorgt. Warum passiert das? Was kann ich tun? Die Situation ist belastend, aber es gibt konkrete Wege, dein Kind zu unterstützen.
In diesem Artikel erfährst du:
- 1Warum Konflikte in der Kita normal sind
- 2Wie du mit deinem Kind über das Gehauen-werden sprichst
- 3Was du von der Kita erwarten kannst
- 4Wie die 4 Erziehungsstile die Situation beeinflussen
- 5Konkrete Strategien zur Stärkung deines Kindes
- 6Wann die Situation ernst wird
Warum werden manche Kinder häufiger Opfer?
Temperament spielt eine Rolle:
Ruhige, sensible oder zurückhaltende Kinder können für impulsive Kinder 'leichte Ziele' sein. Das ist keine Schuld – es ist eine Eigenschaft.
Position in der Gruppe:
Manche Kinder haben es schwerer, sich in einer Gruppe zu behaupten. Sie sind vielleicht neu, jünger, oder haben noch nicht gelernt, sich durchzusetzen.
Fehlende Strategien:
Kinder die noch nicht wissen, wie sie sich wehren oder Hilfe holen können, werden eher wiederholt zum Ziel.
Wichtig zu wissen:
Dass dein Kind gehauen wird, ist NICHT seine Schuld. Niemand verdient es, gehauen zu werden. Gleichzeitig können wir dein Kind stärken, damit es besser mit solchen Situationen umgehen kann.
Der Unterschied zu Mobbing:
Bei Kleinkindern sprechen wir selten von 'Mobbing'. Das impulsive Hauen von Zweijährigen hat andere Ursachen als systematisches Ausgrenzen. Echtes Mobbing beginnt meist erst im Schulalter.
Zwei Perspektiven auf die Situation
Um deinem Kind zu helfen, ist es wichtig beide Seiten zu verstehen:
Dein Kind erlebt:
- Schmerz und Angst wenn es gehauen wird
- Verwirrung: Warum macht das andere Kind das?
- Hilflosigkeit: Ich weiß nicht was ich tun soll
- Möglicherweise Scham oder Schuld
- Angst vor bestimmten Kindern oder Situationen
Du als Elternteil erlebst:
- Wut auf das hauende Kind und seine Eltern
- Sorge um dein Kind
- Hilflosigkeit: Ich kann nicht dabei sein
- Verärgerung: Warum schützt die Kita nicht?
- Unsicherheit: Was kann ich tun?
💡Dein Kind trägt keine Schuld daran, gehauen zu werden. Aber du kannst ihm Werkzeuge geben, sich zu wehren und Hilfe zu holen. Das ist keine Opferbeschuldigung – das ist Stärkung.
Die Rolle der Kita und was du erwarten kannst
Was du erwarten kannst:
- Dass Erzieher Konflikte beobachten und eingreifen
- Dass das hauende Kind konsequent begleitet wird
- Dass du informiert wirst wenn etwas passiert
- Dass gemeinsam nach Lösungen gesucht wird
- Dass dein Kind getröstet und unterstützt wird
Was realistisch ist:
Kita-Erzieher können nicht jeden Konflikt verhindern. Kleine Kinder hauen schnell und oft ohne Vorwarnung. Perfekter Schutz ist unmöglich. Die Frage ist, wie die Kita mit den Situationen umgeht.
Wenn die Kita nicht reagiert:
Wenn du das Gefühl hast, dass die Kita das Problem nicht ernst nimmt oder nicht handelt, solltest du das ansprechen. Zuerst mit der Erzieherin, dann mit der Leitung. Dokumentiere Vorfälle.
Der Kontakt zu den anderen Eltern:
Manchmal hilft ein Gespräch mit den Eltern des hauenden Kindes – aber nicht immer. Vermeide Schuldzuweisungen. Nicht: 'Ihr Kind haut meins!' Besser: 'Unsere Kinder haben öfter Konflikte. Können wir zusammen schauen, was hilft?'
Typische Fehler wenn dein Kind gehauen wird
Diese Reaktionen helfen nicht – auch wenn sie verständlich sind:
- ✗Sagen 'Dann hau zurück!': Eskaliert die Situation und zeigt: Gewalt ist Lösung
- ✗Das Kind beschämen: 'Warum lässt du dir das gefallen?' macht es noch unsicherer
- ✗Überdramatisieren: Dein Kind spürt wenn du panisch bist
- ✗Das Problem ignorieren: Kind fühlt sich allein gelassen
- ✗Die Kita sofort anklagen: Zerstört die Zusammenarbeit
- ✗Das hauende Kind dämonisieren: Kleinkinder hauen aus Unreife, nicht aus Bosheit
- ✗Das Kind aus der Kita nehmen ohne den Konflikt zu lösen: Löst das Problem nicht
Wie die 4 Erziehungsstile reagieren
Dein Erziehungsstil prägt, wie du mit der Situation umgehst:
Autoritativ
Wärme + klare Grenzen
- Hört dem Kind aufmerksam zu und nimmt Gefühle ernst
- Beruhigt: 'Das war nicht okay dass er dich gehauen hat'
- Fragt nach Details ohne zu verhören
- Bespricht Strategien: Was kannst du tun wenn das passiert?
- Arbeitet konstruktiv mit der Kita zusammen
- Stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes
- Bleibt selbst ruhig und lösungsorientiert
→ Kind fühlt sich gehört und unterstützt, bekommt konkrete Werkzeuge und lernt sich zu behaupten.
Autoritär
Strenge + wenig Emotionen
- Sagt 'Hau zurück!' oder beschämt das Kind
- Wenig Verständnis für die Gefühle des Kindes
- Konfrontiert aggressiv die Kita oder andere Eltern
- Fokussiert auf Schuld statt auf Lösungen
- Kind fühlt sich noch unsicherer
→ Kind lernt: Meine Gefühle zählen nicht, ich muss es alleine schaffen. Kann Unsicherheit verstärken.
Permissiv
Viel Wärme, wenige Grenzen
- Übermäßig besorgt und dramatisiert
- Will das Kind am liebsten zu Hause behalten
- Zeigt eigene Ängste vor dem Kind
- Gibt keine konkreten Strategien
- Kind fühlt sich beschützt aber nicht gestärkt
→ Kind lernt: Die Welt ist gefährlich und ich kann mich nicht wehren. Unsicherheit kann zunehmen.
Laissez-faire
Wenig Struktur, wenig Führung
- Nimmt das Problem nicht ernst
- Wenig aktive Unterstützung
- Spricht nicht mit der Kita
- Kind muss alleine damit umgehen
- Keine Strategien oder Hilfestellung
→ Kind fühlt sich allein gelassen und bekommt keine Unterstützung bei der Bewältigung.
So stärkst du dein Kind – Schritt für Schritt
Diese Strategien helfen deinem Kind mit der Situation umzugehen:
Höre zu und nimm die Gefühle ernst
Wenn dein Kind erzählt, hör aufmerksam zu. Nicht unterbrechen, nicht gleich Lösungen anbieten. 'Das klingt als hättest du dich sehr erschrocken.' Dein Kind muss wissen, dass du ihm glaubst.
💡 Frag offen: 'Erzähl mir was passiert ist' statt 'Hat Max dich wieder gehauen?'
Validiere die Gefühle
'Es ist nicht okay, dass er dich gehauen hat. Ich verstehe dass du traurig/wütend/ängstlich bist.' Dein Kind braucht die Bestätigung, dass seine Gefühle berechtigt sind.
💡 Vermeide 'Ist doch nicht so schlimm' – das entwertet das Erleben.
Frag nach Details (ohne zu verhören)
Was ist passiert? Wo? Was hat das andere Kind danach gemacht? Was haben die Erzieher getan? So bekommst du ein vollständigeres Bild – und kannst der Kita konkret berichten.
💡 Kinder erzählen oft bruchstückhaft. Das ist normal.
Besprecht Strategien
Was kann dein Kind tun? 'Wenn jemand dich hauen will: Sag STOPP! mit lauter Stimme und geh weg. Hol einen Erwachsenen.' Übt das zu Hause im Rollenspiel.
💡 Die Strategie muss zum Alter und Temperament deines Kindes passen.
Stärke das Selbstbewusstsein
Ein selbstbewusstes Kind wird seltener zum wiederholten Ziel. Körpersprache üben: Aufrecht stehen, Blickkontakt. Sage deinem Kind oft, was es gut kann und dass du stolz bist.
💡 Kurse wie 'Starke Kinder' können helfen.
Sprich mit der Kita
Informiere die Erzieher sachlich über die Situation. Nicht: 'Ihr müsst das abstellen!' Sondern: 'Mein Kind erzählt dass es öfter gehauen wird. Was nehmen Sie wahr? Wie können wir zusammen helfen?'
💡 Dokumentiere Vorfälle: Datum, was passiert ist, was die Kita gesagt hat.
Arbeite langfristig an Resilienz
Langfristig hilft: Soziale Kontakte außerhalb der Kita, Erfolgserlebnisse schaffen, Gefühle benennen können, wissen dass es geliebt wird egal was passiert.
💡 Resiliente Kinder können besser mit Widrigkeiten umgehen.
Überleg ob 'Zurückhauen' eine Option ist
Die meisten Experten raten davon ab. Aber: Ein Kind das einmal klar sagt 'Hör auf!' und notfalls die Hand wegschubst, zeigt: Mit mir nicht. Das ist etwas anderes als selbst angreifen.
💡 Unterscheide: Sich wehren vs. selbst zum Aggressor werden.
Was du deinem Kind beibringen kannst
Die STOPP-Strategie:
Laut und deutlich 'STOPP!' sagen, die Hand hochhalten, dem anderen Kind in die Augen schauen. Das zeigt: Mit mir nicht. Übe das zu Hause.
Weggehen:
Dein Kind muss nicht jeden Konflikt 'gewinnen'. Weggehen und einen Erwachsenen holen ist eine gute Strategie – das ist kein 'Petzen', das ist Hilfe holen.
Freunde finden:
Kinder die Freunde haben, werden seltener zum Ziel. Hilf deinem Kind, Kontakte zu knüpfen – auch außerhalb der Kita.
Körpersprache:
Ein Kind das gebeugt geht und den Blick senkt, wirkt unsicherer. Übe aufrechte Haltung, Blickkontakt, laute Stimme.
Gefühle benennen:
Wenn dein Kind sagen kann 'Ich mag das nicht! Das macht mich wütend!', hat es mehr Werkzeuge als Kinder die nur weinen können.
Wann ist die Situation noch normal?
Normale Kita-Konflikte
Gelegentliche Konflikte mit verschiedenen Kindern, keine systematische Ausgrenzung. Die Kita reagiert und unterstützt. Dein Kind geht trotzdem gerne in die Kita und hat auch positive Erlebnisse.
Erhöhte Aufmerksamkeit
Ein bestimmtes Kind haut immer wieder, trotz Intervention. Dein Kind hat Angst vor der Kita oder bestimmten Kindern. Es zeigt Verhaltensänderungen (Schlaf, Stimmung). Die Kita scheint das Problem nicht ernst zu nehmen.
Professionelle Beratung empfohlen
Systematische Ausgrenzung oder Gewalt über längere Zeit. Körperliche Verletzungen. Dein Kind zeigt deutliche Symptome (Ängste, Rückzug, Regression). Die Kita reagiert nicht trotz Gesprächen.
🩺Wann du weitere Hilfe holen solltest
Manchmal braucht es mehr als Strategien:
- !Das Hauen ist systematisch und anhaltend
- !Dein Kind zeigt deutliche Verhaltensänderungen
- !Es entwickelt Ängste oder will nicht mehr in die Kita
- !Die Kita reagiert nicht auf deine Bedenken
- !Du hast das Gefühl, die Situation eskaliert
- !Dein Kind braucht mehr Unterstützung als du geben kannst
- !Es gibt körperliche Verletzungen
Anlaufstellen für Unterstützung
Bei anhaltenden Problemen helfen: Gespräch mit Kita-Leitung, Erziehungsberatungsstelle, Jugendamt (bei ernsthaften Fällen), Kinderarzt bei körperlichen oder emotionalen Symptomen. Auch Elternkurse zur Stärkung können helfen.
Häufig gestellte Fragen
„Unser Ziel ist nicht, Kinder zu lehren nie verletzt zu werden – das können wir nicht garantieren. Unser Ziel ist, ihnen die Stärke zu geben, mit Verletzungen umzugehen und für sich einzustehen.
Wie unterstützt du dein Kind in Konflikten?
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