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Schule👶 6-14 Jahre📖 15 Min. Lesezeit

Hausaufgaben dauern ewig – Ursachen und Lösungen für schnelleres Arbeiten

30 Minuten sollten die Hausaufgaben dauern – bei euch sind es 2 Stunden. Dein Kind trödelt, ist abgelenkt, und am Ende seid ihr beide erschöpft. Das muss nicht so sein. Mit den richtigen Strategien können Hausaufgaben deutlich entspannter werden.

In diesem Artikel erfährst du:

  • 1Warum Hausaufgaben bei manchen Kindern so lange dauern
  • 2Die Rolle von Konzentration und Aufmerksamkeit
  • 3Typische Fehler, die die Hausaufgabenzeit verlängern
  • 4Wie die 4 Erziehungsstile mit dem Thema umgehen
  • 5Konkrete Strategien für effektivere Hausaufgaben
  • 6Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Warum dauern Hausaufgaben so lange?

Wenn Hausaufgaben regelmäßig zu lange dauern, kann das verschiedene Ursachen haben:

1. Ablenkung:
Das Kind ist nicht fokussiert – Handy, Geschwister, Umgebungsgeräusche, eigene Gedanken lenken ab. Die eigentliche Arbeitszeit ist gering, die Zeit am Schreibtisch lang.

2. Konzentrationsprobleme:
Manche Kinder können sich nur kurz konzentrieren. Das ist bei jüngeren Kindern normal (ca. 15-20 Minuten), kann aber auch auf ADHS hindeuten.

3. Überforderung:
Das Kind versteht den Stoff nicht und sitzt ewig vor einer Aufgabe, ohne voranzukommen. Frustration bremst zusätzlich.

4. Perfektionismus:
Das Kind radiert ständig aus, fängt neu an, ist nie zufrieden. Jede Aufgabe muss 'perfekt' sein.

5. Erschöpfung:
Nach einem langen Schultag ist das Kind mental leer. Die Konzentration ist aufgebraucht, alles dauert doppelt so lang.

6. Keine Routine:
Ohne feste Struktur verzettelt sich das Kind. Es weiß nicht, womit anfangen, macht Pausen zwischendrin, wird abgelenkt.

7. Vermeidungsverhalten:
Hausaufgaben werden als unangenehm empfunden. Das Kind zögert den Beginn hinaus und arbeitet dann lustlos.

⏱️

Wie lange sollten Hausaufgaben dauern?

Faustregel: 10 Minuten pro Klassenstufe. - 1. Klasse: ca. 10-15 Minuten - 2. Klasse: ca. 20 Minuten - 3. Klasse: ca. 30 Minuten - 4. Klasse: ca. 40 Minuten - 5.-6. Klasse: ca. 60 Minuten - 7.-10. Klasse: ca. 90 Minuten Wenn die Hausaufgaben regelmäßig deutlich länger dauern, solltest du aktiv werden.

Unterschiedliche Perspektiven

Kind und Eltern erleben das Thema oft sehr unterschiedlich:

Dein Kind erlebt:

  • Ich will endlich spielen, nicht noch mehr Schule
  • Das ist so langweilig, ich kann mich nicht konzentrieren
  • Ich verstehe das nicht, aber ich will nicht fragen
  • Mein Kopf ist müde nach der Schule
  • Es gibt so viele interessantere Dinge
  • Mama/Papa werden schimpfen, wenn ich Fehler mache

Du als Elternteil erlebst:

  • Warum dauert das so ewig?
  • Mein Kind trödelt nur herum
  • Ich habe auch anderes zu tun
  • Jeden Tag derselbe Kampf
  • Ich will nur, dass es endlich fertig ist
  • Ist das normal oder stimmt etwas nicht?

💡Kinder trödeln selten absichtlich. Meistens gibt es einen Grund: Erschöpfung, Überforderung, Ablenkung oder mangelnde Motivation. Die Frage ist nicht 'Wie zwinge ich mein Kind schneller zu sein?' sondern 'Was braucht mein Kind, um effektiver arbeiten zu können?'

Die Rolle der Konzentration

Konzentration ist keine unbegrenzte Ressource. Sie erschöpft sich im Laufe des Tages:

Konzentrationsspanne nach Alter:
- 5-7 Jahre: ca. 15 Minuten am Stück
- 8-9 Jahre: ca. 20 Minuten
- 10-12 Jahre: ca. 25-30 Minuten
- 13+ Jahre: ca. 30-45 Minuten

Faktoren, die Konzentration beeinflussen:
- Schlaf: Müde Kinder können sich schlechter konzentrieren
- Ernährung: Blutzuckerschwankungen (Süßes!) beeinflussen die Aufmerksamkeit
- Bewegung: Körperliche Aktivität vor den Hausaufgaben verbessert die Konzentration
- Stress: Sorgen und Ängste binden mentale Kapazität
- Interesse: Bei interessanten Aufgaben ist die Konzentration höher

Nach der Schule:
Nach einem 6-8 Stunden Schultag ist das Konzentrationskonto oft erschöpft. Eine Pause (1-2 Stunden mit Bewegung und Snack) ist für viele Kinder notwendig, bevor sie wieder arbeiten können.

Typische Fehler, die Hausaufgaben verlängern

Diese gut gemeinten Verhaltensweisen sind oft kontraproduktiv:

  • Direkt nach der Schule: Das Kind ist noch erschöpft – besser erst Pause
  • Ablenkende Umgebung: Handy, TV, Spielzeug in Sichtweite
  • Ständig daneben sitzen: Macht das Kind abhängig und nervös
  • Jeden Fehler sofort korrigieren: Unterbricht den Arbeitsfluss
  • Kein Zeitlimit: Ohne Begrenzung zieht es sich endlos
  • Streit vor den Hausaufgaben: Negative Emotionen blockieren die Konzentration
  • Alles gleichzeitig: Ohne Struktur verliert sich das Kind

Wie die 4 Erziehungsstile mit dem Thema umgehen

Der Erziehungsstil beeinflusst stark, wie die Hausaufgabensituation abläuft:

Empfohlen
🌿

Autoritativ

Wärme + klare Grenzen

  • Etabliert eine feste Hausaufgabenroutine
  • Schafft eine förderliche Umgebung (ruhig, aufgeräumt)
  • Gibt dem Kind Autonomie (Reihenfolge, Pausengestaltung)
  • Ist für Fragen verfügbar, ohne ständig zu kontrollieren
  • Setzt ein realistisches Zeitlimit
  • Arbeitet an den Ursachen, wenn Hausaufgaben zu lange dauern
  • Kommuniziert mit der Schule bei Problemen

→ Kind entwickelt Selbstmanagement und arbeitet effektiver.

🏛️

Autoritär

Strenge + wenig Emotionen

  • Drängt und schimpft, wenn es zu lange dauert
  • Sitzt kontrollierend daneben
  • Reagiert mit Strafen auf Trödeln
  • Wenig Verständnis für Erschöpfung oder Überforderung
  • Hoher Druck, alles perfekt und schnell zu machen

→ Kind arbeitet aus Angst, aber ohne Freude. Langfristig steigt der Widerstand.

☀️

Permissiv

Viel Wärme, wenige Grenzen

  • Keine feste Hausaufgabenzeit
  • Lässt das Kind 'in seinem Tempo' arbeiten
  • Übernimmt Aufgaben, um Zeit zu sparen
  • Keine Konsequenzen bei Nicht-Erledigung
  • Entschuldigt beim Lehrer statt Struktur zu schaffen

→ Kind lernt keine Selbstdisziplin. Hausaufgaben werden zum ewigen Thema.

🍃

Laissez-faire

Wenig Struktur, wenig Führung

  • Wenig Interesse, ob und wann Hausaufgaben gemacht werden
  • Keine Unterstützung oder Struktur
  • Reagiert erst bei Beschwerden von der Schule
  • Kind muss sich selbst organisieren

→ Kind ist überfordert und orientierungslos. Hausaufgaben werden zur Belastung.

Strategien für schnellere Hausaufgaben

So helft ihr den Hausaufgaben-Marathon zu verkürzen:

1

Die richtige Zeit finden

Für die meisten Kinder: Nicht direkt nach der Schule. Erst eine echte Pause: Bewegung, Snack, Spielen. Nach 1-2 Stunden ist die Konzentration erholt. Experimentiere, wann dein Kind am aufnahmefähigsten ist.

💡 Manche Kinder arbeiten besser morgens vor der Schule – unkonventionell, aber manchmal wirksam.

2

Ablenkungen eliminieren

Kein Handy, kein Tablet, kein TV in Sicht- oder Hörweite. Ein aufgeräumter Arbeitsplatz mit nur dem, was gebraucht wird. Geschwister sollten nicht stören.

💡 Manche Kinder konzentrieren sich mit leiser Hintergrundmusik besser – teste es.

3

Feste Routine etablieren

Jeden Tag zur gleichen Zeit, am gleichen Ort, mit dem gleichen Ablauf. Das Gehirn schaltet automatisch in 'Arbeitsmodus'. Kein tägliches Verhandeln nötig.

💡 'Nach dem Snack und 30 Minuten Spielen machen wir Hausaufgaben am Küchentisch.'

4

Zeitlimit setzen

Stelle einen Timer auf die angemessene Zeit (10 Min. pro Klassenstufe). Wenn die Zeit abläuft und nicht alles fertig ist, brich ab. Schreib dem Lehrer, dass die Zeit nicht gereicht hat.

💡 Der Timer motiviert und verhindert endloses Trödeln.

5

In Häppchen aufteilen

Große Aufgaben erschlagen Kinder. Teil sie auf: 'Erst die 5 Matheaufgaben, dann kurze Pause, dann der Text.' Kleine Erfolge motivieren.

💡 Nach jedem Häppchen: Kurze Pause (5 Min.) – aufstehen, trinken, Bewegung.

6

Mit dem Leichten beginnen

Lass dein Kind mit einer Aufgabe anfangen, die es gut kann. Das schafft ein Erfolgserlebnis und Motivation für den Rest. Schwieriges dann in der Mitte, nicht am Ende.

💡 Frage dein Kind: 'Mit was möchtest du anfangen? Was fällt dir leicht?'

7

Nicht daneben sitzen

Sei verfügbar für Fragen, aber sitze nicht die ganze Zeit kontrollierend daneben. Das macht nervös und signalisiert: 'Du kannst das nicht allein.'

💡 Mach in der Nähe etwas eigenes – das signalisiert Vertrauen.

8

Pausen einplanen

Nach 15-20 Minuten konzentrierter Arbeit: 5 Minuten Pause. Aufstehen, bewegen, trinken. Dann weiter. Das hält die Konzentration hoch.

💡 Die Pomodoro-Technik: 25 Min. Arbeit, 5 Min. Pause – auch für Kinder anpassbar.

9

Belohnung am Ende

Nach den Hausaufgaben wartet etwas Schönes: Spielen, Freunde treffen, Lieblingsaktivität. Das motiviert, effizient zu arbeiten.

💡 Nicht: 'Wenn du schneller wärst...' sondern: 'Wenn du fertig bist, können wir...'

10

Bei Überforderung helfen

Wenn dein Kind regelmäßig am Stoff scheitert: Sprich mit dem Lehrer. Vielleicht braucht es Nachhilfe, vielleicht ist das Pensum zu hoch, vielleicht gibt es eine unerkannte Lernschwäche.

💡 Hausaufgaben sind zum Üben da – wenn das Kind den Stoff nicht versteht, hat der Lehrer wichtiges Feedback.

Die 'Erst-dann'-Methode

Statt: 'Du darfst erst spielen, wenn du fertig bist!' (= Drohung) Besser: 'Erst Hausaufgaben, dann spielen wir zusammen!' (= Vorfreude) Das 'Erst-dann' sollte positiv formuliert sein. Es ist keine Strafe, sondern eine natürliche Reihenfolge. Die Vorfreude auf das 'Dann' motiviert, das 'Erst' effizient zu erledigen.

Hilfreiche Sätze

Diese Formulierungen unterstützen einen guten Arbeitsfluss:

  • 'In 10 Minuten ist Hausaufgabenzeit – bereite alles vor.'
  • 'Mit welcher Aufgabe möchtest du anfangen?'
  • 'Du schaffst das! Ich bin in der Küche, wenn du Hilfe brauchst.'
  • 'Noch 5 Minuten, dann machen wir eine kurze Pause.'
  • 'Super, die Mathe ist fertig! Jetzt noch den Text.'
  • 'Wenn du fertig bist, können wir...'
  • 'Was könnte dir helfen, dich besser zu konzentrieren?'

Sätze, die kontraproduktiv sind

Diese Aussagen verlängern oft die Hausaufgabenzeit:

  • 'Warum dauert das so lange?!' – Erhöht den Druck
  • 'Konzentrier dich!' – Funktioniert nicht durch Befehl
  • 'Das ist doch ganz einfach!' – Entwertet die Schwierigkeit
  • 'Du trödelst ja nur!' – Beschuldigt das Kind
  • 'Wenn du nicht bald fertig bist, dann...' – Drohung stresst
  • 'Ich muss immer alles für dich machen!' – Vorwurf

Wann ist das Thema ein größeres Problem?

🟢

Normale Variation

Hausaufgaben dauern gelegentlich länger (z.B. bei schwierigen Aufgaben), Kind arbeitet grundsätzlich selbstständig, keine größeren Konzentrationsprobleme, Kind versteht den Stoff

🟡

Erhöhte Aufmerksamkeit

Hausaufgaben dauern regelmäßig deutlich länger als empfohlen, tägliche Kämpfe und Stress, Kind ist häufig abgelenkt oder erschöpft, Vermeidungsverhalten ist ausgeprägt

🔴

Professionelle Abklärung empfohlen

Hausaufgaben dauern trotz aller Maßnahmen extrem lang, Kind zeigt Anzeichen von ADHS (starke Unaufmerksamkeit, Impulsivität, Hyperaktivität), Verdacht auf Lernschwäche, Kind ist verzweifelt oder verweigert komplett, deutlicher Leistungsabfall

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Wann an ADHS denken?

Wenn dein Kind extreme Konzentrationsprobleme hat, sich leicht ablenken lässt, nicht stillsitzen kann, impulsiv handelt und das in mehreren Lebensbereichen (Schule, zu Hause, Freizeit) – könnte ADHS vorliegen. ADHS ist keine Erziehungssache, sondern eine neurobiologische Besonderheit. Eine Abklärung beim Kinderarzt oder SPZ kann Klarheit bringen. Mit der richtigen Unterstützung können ADHS-Kinder sehr erfolgreich sein.

🩺Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

In folgenden Situationen solltest du Unterstützung holen:

  • !Hausaufgaben dauern trotz aller Strategien regelmäßig viel zu lang
  • !Du vermutest Konzentrationsstörung oder ADHS
  • !Dein Kind versteht den Stoff häufig nicht (Überforderung)
  • !Es gibt Anzeichen einer Lernschwäche (Legasthenie, Dyskalkulie)
  • !Das Kind ist dauerhaft frustriert oder verweigert komplett
  • !Die Situation belastet die ganze Familie massiv
  • !Trotz Hilfestellung zeigt sich keine Verbesserung
  • !Lehrer berichten von Auffälligkeiten
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Anlaufstellen

Bei Überforderung: Klassenlehrer, Nachhilfe Bei Verdacht auf ADHS: Kinderarzt, SPZ (Sozialpädiatrisches Zentrum), Kinder- und Jugendpsychiater Bei Lernschwächen: Schulpsychologie, Lerntherapie Allgemeine Beratung: Erziehungsberatungsstellen

Häufig gestellte Fragen

Es ist nicht die Aufgabe der Eltern, Hausaufgaben für ihre Kinder zu machen. Es ist ihre Aufgabe, eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder sie selbst machen können.

Unbekannt

Wie gehst du mit Hausaufgaben um?

Dein Erziehungsstil zeigt sich auch beim Thema Hausaufgaben. Bist du eher kontrollierend oder lässt du es laufen? Setzt du klare Grenzen oder gibst du nach? Wenn du deinen Stil kennst, kannst du bewusster handeln.

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